„Immer dem Nordwind nach“ ist ein interaktives Theaterstück für Grundschüler*innen der 3. und 4. Klassen. Das Stück wurde gemeinsam mit der Theatergruppe „Immer dem Schnabel nach“ und Mitarbeiter*innen des Fachdienstes Klimaschutz und Erneuerbare Energien des Landkreises Marburg-Biedenkopf entwickelt.
Malek: Zeozweis? Sind das so große Raubvögel? Uiuiui, die mag ich gar nicht. Ich bin ein Zeozwei und fress den kleinen Piepmatz (macht dabei Bewegungen wie im Sturzflug).
Paula: (lacht) Nein, Malek. CO2 ist ein Gas, das entsteht, wenn man etwas verbrennt. Und es steigt auf in die Luft und dann können die warmen Sonnenstrahlen noch durch, aber die Wärme von der Erde wird von dem CO2 aufgehalten und kann nicht mehr weg. Das wird total heiß! Wie in einem Auto, das zu lange in der Sonne steht.
Malek: Die Zeozweis halten die Wärme gefangen? Hm, das ist schlau, dann frieren die im Winter nicht. Los Wärme, raus jetzt und wärm mich.
Paula: Nein, Malek. Auf jeden Fall machen wir Menschen anscheinend diesen Klimawandel.
Malek: Was?!? Ihr müsst sofort damit aufhören! Sofort, hörst du!
Paula: Ja, ja. Mach dir keine Sorgen, die Erwachsenen kümmern sich bestimmt schon darum.
Tja, das stimmt ja nun nicht so ganz, wie auch Paula im Laufe von „Immer dem Nordwind nach“ feststellen muss. Und einfach wird es auch nicht für die beiden, denn weder lassen sich Zeozweis wieder einfangen noch Papas einfach so zum Mitmachen animieren ...
Theater ist eine spannende und mitreißende Möglichkeit, mit Kindern auch zu komplexeren Themen wie dem Klimaschutz zu arbeiten. Das Einbinden eines Themas in eine mitreißende Geschichte verdeutlicht die Dringlichkeit des Handelns und bietet die Möglichkeit des Vergleichs mit der eigenen Lebenswelt.
Das Stück erzählt die Geschichte des Erwachsenwerdens energetisch, lustig, manchmal auch mit einer Prise Melancholie und nimmt die Kinder mit sorgsam dosierten Requisiten, mitreißenden Liedern und immenser Spielfreude auf eine emotional spannende Reise mit. Die Zuschauerkinder werden angesprochen, dürfen bei den eingängigen Liedern mitsingen und werden u.a. zum Finden von nachhaltigen Zukunftsideen animiert. Die pädagogische Botschaft wird nicht einfach drangehängt, sondern treibt die Geschichte voran. Dabei wurde darauf geachtet, dass nicht mit plumpen Vereinfachungen gearbeitet wird.
Das Stück arbeitet mit Rollen, die für die Kinder eingängig und leicht verständlich charakterisiert sind und die sie in der Regel schon in dem Vorgängerstück „Immer dem Schnabel nach“ im Rahmen der Verkehrserziehung gesehen haben.
Die erste Hauptrolle ist Paula, das Schulkind. Paula ist in der 5. Klasse, ein fröhliches, aufgewecktes, hilfsbereites Kind, das sich nicht darum reißt, im Mittelpunkt zu stehen, aber gern dazugehören will. Malek ist ein Vogel, der sprechen kann und mit Paula befreundet ist. Der Vogel ist lustig, liebenswert, leicht überdreht und schnell beleidigt. Für den vorwitzigen Piepmatz besteht das Leben aus Spielen mit Paula, Sturzflügen und Zielkacken auf Autoscheiben. Die bodenständige Tierschlauheit verblüfft Paula immer wieder. Der dritte Mitspieler schlüpft in alle zusätzlichen Rollen und begleitet die Lieder an der Gitarre.
Paula nutzt alle technischen Annehmlichkeiten unseres Lebensstils ganz selbstverständlich und fürchtet höchstens, dass die Mitschüler sie uncool finden könnten, oder dass Papa sauer wird. Deshalb verheimlicht sie auch ihre Freundschaft zu Malek. Die Freundschaft mit Malek steht vor großen Aufgaben, denn Malek erlebt die Folgen des Klimawandels hautnah. So gibt es in der Sahara nix mehr zu fressen und es wehen heftige Stürme die Nester von den Bäumen. Paula merkt recht schnell, dass das auch was mit uns Menschen zu tun hat. Wegschauen geht nicht mehr, die Vögel sind nämlich dabei, den Einflussbereich der energieverschwenderischen Menschen zu verlassen und so Paula und Malek für immer auseinanderzureißen. Im Verlauf des Stückes verstärkt sich jedoch ihre Freundschaft und sie versuchen gemeinsam etwas gegen den Klimawandel zu tun. Schließlich finden sie die Kraft, den Erwachsenen zu zeigen, wo es lang geht.
Papa: Oh Mann, meine Paula, du bist schon so früh so schlau geworden
Paula: Weißt du Papa, ich glaube wir müssen heute früher schlau werden, damit wir später nicht dumm aus der Wäsche schauen. Und deswegen fangen wir auch jetzt gleich an. So wie sonst auch. Jede Woche eine neue Sache einüben. Los geht's!
Schließlich ist das Motto und der Titel des wichtigsten Songs im Stück: „Es gibt nix Gutes, außer man tut es“.
Ziel des Theaterstückes ist es, im Rahmen der Umweltbildungsaktivitäten des Landkreises das Thema Klimaschutz in die Schulen zu tragen und Schulklassen dazu zu bewegen, sich mit den unterschiedlichen Facetten des Alltags zu beschäftigen, die Einfluss auf unser Klima haben. Die verschiedenen Ebenen und notwendigen Fragen zum Klimawandel werden für eine mehrstufig konzipierte pädagogische Nachbereitung angerissen.
Um das emotionale Erleben und den Wissensdurst der Schüler*innen nach der Vorführung unmittelbar einzufangen, gibt es nach jeder Aufführung (ca. 45 Minuten) ein Gespräch mit den Schauspieler*innen im Klassenzimmer, z.B. im Stuhlkreis. Das Einüben einer witzigen Stromsparchoreografie gehört auch dazu. Aufführung und Nachbereitung dauern zusammen immer genau zwei Schulstunden.
Bei der Entwicklung des Stückes und der Begleitmaterialien wurde und wird stets darauf geachtet, dass das Thema Klimaschutz in seinen verschiedenen Facetten kindgerecht beleuchtet wird, um Schulkindern und Lehrkräften die wichtige Rolle jedes Einzelnen für aktven Klimaschutz zu verdeutlichen.
Mit einem auf die Wünsche der Schulen zugeschnittenen Informations- und Arbeitspaket können diese selbstständig weiterarbeiten und verschiedene Fragestellungen vertiefen. Dieses Begleitangebot stellt insbesondere die Rolle jedes Einzelnen, aber auch die des Landkreises und der Stadt heraus. Zusätzlich können die Schulen eine Vielzahl weiterer Angebote im Bereich Klima- und Umweltschutz nutzen, die am Schulstandort oder an außerschulischen Lernorten von Akteuren wie dem Jugendwaldheim Roßberg, dem Schulbiologiezentrum Biedenkopf, der Stadt oder dem Landkreis zur Verfügung gestellt werden.
Um die langfristigen Ziele der Klimaschutzaktivitäten des Landkreises Marburg-Biedenkopf zu erreichen, ist es unumgänglich, frühzeitig die dazu notwendigen Anstrengungen in breite Bevölkerungsschichten zu tragen, um eine aktive Mitwirkung und Akzeptanz bei Konsumverhalten und Unterstützung von politischen Entscheidungen zu erreichen. Bildung ist dabei der wichtigste Schlüsselfaktor zur Reduzierung weiterer schädlicher Emissionen.
Über 80 Aufführungen an Grundschulen in der Stadt Marburg und im Landkreis, die auch dank der Unterstützung durch die Volks- und Raiffeisenbank aus unserer Region zustande kamen, haben gezeigt, dass Aufgaben und Ziele des Stückes gut erfüllt werden. Das Publikum ist durchweg begeistert und die Schüler*innen gehen im Stück aktiv mit. Das Begleitangebot und die dazugehörigen Arbeitsmaterialien werden gut angenommen und regelmäßig im Unterricht eingesetzt.